Zurzeit erreichen uns fast täglich Anrufe von besorgten Bürgern, die einen kleinen Igel gefunden haben und Sorge haben, dass dieser zu klein für einen Winterschlaf ist.
Damit ihr daheim besser beurteilen könnt, ob der Igel Unterstützung braucht, haben wir hier ein paar Infos aufgeführt:
Igelkinder werden im August, September geboren. Bei Geburt wiegen sie etwa 20g. In den folgenden sechs Wochen "Familienzeit" schaffen es die Kleinen auf ein Gewicht von ca. 200g. Danach ist mit einer Zunahme von 200g pro Monat zu rechnen, so dass ein Igel, der Anfang September geboren wurde, jetzt Mitte Oktober 200g wiegt und Ende November voraussichtlich 500g auf die Waage bringt. Ein ausreichendes Gewicht für einen Winterschlaf. Dies ist eine enorme Leistung, die die Natur einem Igelkind abverlangt. Aber für den Igel als Wildtier war dies über Millionen von Jahren eigenständig und ohne menschliche Unterstützung zu schaffen.
Nur leider machen wir Menschen es dem Igel in letzter Zeit sehr schwer, indem wir die Natur und den Lebensraum des Igels immer weiter zerstören. Aber ein 200g schweres Igelkind im Oktober aus der Natur zu entnehmen, um es im Haus in einer Box mit Katzenfutter zu päppeln, ist falsch verstandene Tierliebe und bedeutet für den Igel oft eine Verschlimmbesserung!
Besser ist es, den Lebensraum des Igels zu erhalten bzw. wiederherzustellen. Wir brauchen naturnahe Gärten, oder zumindest eine "Schmuddel-Ecke" in jedem Garten, die mit Laub und Reisig dem Igel nachts als Futterstelle und über Tag als Unterschlupf dienen kann. Im Garten bitte nur natürliche Schädlingsbekämpfung praktizieren, um die Zahl der Bodeninsekten, die die Futtergrundlage für Igel bilden, nicht zu minimieren. Durchschlupf-Möglichkeiten in Gartenzäunen schaffen, damit der Igel nachts von Garten zu Garten wandern kann. Igel legen in einer Nacht bei der Futtersuche bis zu 7 Kilometer Strecke zurück, - wenn sie nicht von dichten Gartenzäunen daran gehindert werden. Gelegentlich kann man einen Igel im Garten auch gerne mit einem Schälchen Katzenfutter unterstützen. Weitere Tipps findet man auf den Seiten des NABU und des BUND.
Einen Igel als Wildtier aus der Natur zu entnehmen, darf nur im Notfall passieren,
- wenn dieser augenscheinlich krank ist (er ist schlapp und rollt sich bei Berührung nicht zusammen),
- wenn er stark untergewichtig ist (siehe Gewichtsangaben oben) oder
- wenn er Verletzungen aufweist.
In diesen Fällen sollte man einen Tierarzt oder eine Igelstation kontaktieren.
Und dann ist da noch etwas… Die Veterinäre klagen in letzter Zeit über eine massive Zunahme von schwerst verletzten Igeln. Grund dafür: Der Rasenmähroboter. Igel sind nacht- und dämmerungsaktive Tiere und flüchten nicht bei Gefahr, sondern rollen sich mit ihrem Stachelkleid zusammen. Nur leider bieten die Stacheln keinen Schutz vor einem "nachtaktiven" Mähroboter, und für viele Igel wird dieser dann zur Todesfalle.
Die Stadt Köln hat zum 1.10.2024 ein Nachtfahrverbot für Mähroboter ausgesprochen. In Düsseldorf ist ein solches in der Ausarbeitung. Im Kreis Coesfeld möchte nicht zu solch einer Maßnahme greifen und setzt auf die Vernunft der Gartenbesitzer, die Mähroboter nachts und in der Dämmerung nicht zum Einsatz zu bringen.